Zukunft

Wir debattieren immer noch, ob die Klimakrise menschengemacht sei oder ob es nicht doch ein "natürliches" Phänomen sein könnte. Selbst wenn wir uns dazu durchringen, nun endlich den wissenschaftlichen Ergebnissen Glauben zu schenken, wollen wir unsere Lebensweise nur so wenig verändern, dass unser "Wohlstand" nicht geschmälert wird.
Dabei verkennen wir, dass wir noch ganz andere Probleme haben. Auch wenn wir Prognosen bis zum Jahr 2100, das die meisten unter uns wahrscheinlich nicht mehr erleben werden, betrachten, macht sich kaum jemand Gedanken, was denn danach kommen könnte.
Nicht nur, dass die Ursachen für die rasante Klimaveränderung Gleichgewichte und Regelkreise irreversibel durcheinander gebracht haben; wir haben noch ganz andere Ursachen gesetzt, deren Folgen wir noch überhaupt nicht bedenken, während wir uns mit der planetaren Erwärmung beschäftigen.

Plastik

Wir produzieren Millionen Tonnen von Plastik . In allen unseren Lebensbereichen verwenden wir Produkte aus verschiedensten Kunststoffen. Nur ein kleiner Teil kann recyclet werden, nur um dann wieder als Produkt in den Kreislauf entlassen zu werden. Irgendwo auf der Erde verteilt befindet sich die Gesamtmenge allen jemals produzierten Plastiks. Und es wird immer mehr.
Sebst wenn wir sofort aufhören würden, neue Güter aus Plastik zu produzieren, hätten wir immer noch eine gigantische Menge an Plastik auf unserem Planeten. Niemand hat eine Idee, was wir damit machen sollten.
Die allermeisten Kunststoffe zerfallen recht schnell in kleine Teile. Das nennen wir Mikroplastik. Bis sich die Moleküle zersetzen, dauert es hingegen sehr lange. Wir wissen auch, das die Abbauprodukte auch nicht gerade gesundheitsfördernd für Tier, Mensch, Pflanze und Boden sind.
Hat sich irgendwer mal realistische Gedanken gemacht, wie wir all das Plastik wieder der Umwelt entnehmen können und in umweltverträgliche Substanzen zerlegen könnten? Recycling ist nur Augenwischerei, denn das Plastik wird nur in anderer Form wieder in die Umwelt entlassen. Die Gesamtmenge reduziert sich dadurch keineswegs.
Würden wir die Produktion von neuem Plastik komplett einstellen, gäbe es auch keine Anreize mehr für Recycling, weil der gesamte Industriezweig dann darnieder liegen würde. Das bisher in die Umwelt entlassene Plastik müsste aufwändig wieder eingesammelt und in umweltverträgliche Substanzen zerlegt werden, ohne dass ein vermarktbares Produkt daraus entsteht. Wer würde das finanzieren?
Wir können also getrost davon ausgehen, dass alles bisher produzierte Plastik auf Dauer in der Umwelt verbleibt, langsam zu immer kleineren Teilen zerfällt und sich im Laufe von Jahrzehnten oder Jahrhunderten zu Substanzen zersetzt, die wir noch nie in den Mengen in der Umwelt hatten und dessen Auswirkungen wir noch nicht kennen. Ach doch, wir wissen, dass gewisse Stoffe eine hormonähnliche Wirkung haben und sich auf die Fortpflanzungsfähigkeit von Säugetieren und Fischen auswirkt.

Stahlbeton

Solange wir immer neue Immobilien und Strassen bauen, können wir den Stahlbeton, der beim Abbruch anfällt, recyclen und im Unterbau der Strassen oder als Zuschlagstoff für anspruchslose Betonkonstruktionen verwenden. Wo sollen wir den Beton umterbringen, der beim Abbruch anfällt, wenn wir uns entscheiden, keine neue Strassen, keine neue Lagerhallen, keine neuen Hochhäuser zu bauen?
Falls wir zu der Erkenntnis gelangen, dass wir die Bauindustrie reduzieren müssen, wird es auch weniger Baumaschinen, weniger Bauarbeiter geben. Betonbauwerke haben nun leider eine begrenzte Lebensdauer. Zur Zeit ist ein Abbruch nur rentabel, wenn dadurch eine neue Immobilie erstellt werden kann, die einen höheren Ertrag bringt. Doch was wird sein, wenn alte Betonbauten baufällig werden und wir keine neuen Gebäude dort bauen wollen? Lassen wir dann die Städte zerfallen? Oder zahlt dann jemand für die Abbrucharbeiten? Haben wir dann überhaupt noch den notwenigen Maschinenpark oder müssen wir den Beton von Hand klein klopfen? Und wo entsorgen wir die riesigen Mengen an Bauschutt? Einfach vergraben? Halden aufschütten? Wer wird das tun in einer Zeit, in der vielleicht viele ums einfache Überleben kämpfen?

Artensterben

Eine Art, die ausstirbt, gibt es danach nicht mehr. Arten, die sich über Äonen in der Evolution entwickelt und sich optimal an die Umweltbedingungen angepasst haben, sind dann unwiederbringlich verschwunden.
Zwar verstehen nur Wenige die Zusammenhänge in der Natur: Wie sich die verschiedenen Pflanzen- und Tierarten ergänzen, in gedeihlicher Koexistenz oder Symbiose unseren Planeten bevölkern. Wie sie gemeinsam für eine stabile Umwelt auf unserem Planeten sorgen, ja sogar wesentlich die Zusammensetzung der Atmosphäre aufgebaut haben.
Fehlen nun immer mehr Glieder in diesem globalen Zusammenspiel, funktionieren Regelkreise nicht mehr, nehmen vielleicht Arten überhand, wird das stabile Gleichgewicht labil.
Darauf zu hoffen, dass sich ein planetares System durch Evolution innert kurzer Zeit ohne grössere Auswirkungen stabilisieren könnte, das Jahrmillionen gebraucht hat, um sich zu entwickeln, ist mit Verlaub nur unrealistisches Wunschdenken.
Und wohlgemerkt: Wir sind nicht einmal dabei, die Aktivitäten, die das Artensterben verursachen, zurückzufahren, sondern wir sind noch in dem Prozess, aktiv das Artensterben zu befeuern.

Die Liste ist endlos

Ich könnte den ganzen Tag, die ganze Woche weiterschreiben und all die ungelösten Probleme auflisten, die wir verursacht haben und für die wir nicht einmal den Ansatz einer Lösung wissen.
Im Gegenteil: Unser Gesellschaftssystem befeuert die Probleme immer weiter.
Es ist ja nicht nur so, dass wir in einem Bus sitzen, der bergab fährt und wir nicht bremsen. Wir haben überhaupt keine Bremsen eingebaut in unserem Bus. Wir haben ja sogar das Gaspedal in der Maximalstellung festgeschweisst.
Und wir wissen auch nicht, ob wir auf eine Felswand oder auf einen Abgrund zurasen, weil wir auch vergessen haben, ein Lenkrad und eine Frontscheibe einzubauen.
Sicher kann man jetzt hoffen, dass irgendwer im Bus eine grossartige Idee hat und wir können auch hoffen, dass wir weiterhin nicht gegen eine Felswand fahren oder in einen Abgrund stürzen, weil das ja bisher auch nicht geschehen ist. Aber ist das realistisch?
Jeder, der unseren Bus von aussen beobachtet, würde sagen: Au weh, das kann nicht gut gehen.
Was soll nun jeder Einzelne in dem Bus tun? Nützt es, für einen Moment den Atem anzuhalten? Sollen wir Gepäck aus dem Fenster werfen, damit der Bus leichter wird und bergab nicht so viel beschleunigt, während der Motor mit Vollgas läuft? Selbst die Techniker, die den Bus gebaut haben, wissen keine Lösung. Sie versuchen, den Insassen zu erklären, der Bus brauche keine Bremsen und dass das Fahren doch noch schön sei.
Sollen die Insassen die restliche Fahrt noch geniessen? Vielleicht ist das tatsächlich die einzige Option.
Die Katastrophe indes ist unausweichlich.